Im Mai hatte der Virologe Christian Drosten darauf verwiesen, dass Aerosole neben der Tröpfcheninfektion vermutlich der wichtigste Übertragungsweg für das Coronavirus seien. Es handelt sich dabei auch um Tröpfchen. Sie sind aber mit weniger als 5 Mikrometern wesentlich kleiner und können in Partikeln über eine längere Zeit in der Luft schweben.
Seitdem haben sich die Hinweise verdichtet, dass Aerosole eine wichtige Rolle bei der Übertragung des Virus spielen, es fehlen aber noch die wissenschaftlichen Beweise. Auch wenn sie diese nicht liefern, bestätigt eine zusammenfassende Analyse des US-Lungenspezialisten Kevin P. Fennelly aber die dominante Rolle von Aerosolen bei der Verbreitung des Coronavirus. Sie wurde in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift „The Lanchet“ veröffentlicht.
Fennelly hat verschiede Studien zur Verbreitung von Viren über Partikeln, die beim Husten und Ausatmen ausgestoßen werden, analysiert. Sein Ziel war es, herauszufinden, welche Masken und andere Maßnahmen Mitarbeiter im Gesundheitswesen vor einer Ansteckung des Coronavirus schützen können. Er kommt zum Ergebnis, dass die Annahme, dass die meisten Atemwegsinfektionen über Tröpfchen stattfinden, falsch ist. Krankheitserreger wie das Coronavirus würden von infizierten Personen zwar in verschiedenen großen Partikeln ausgestoßen, besonders viele Viren befänden sich aber in Aerosolen, die kleiner als 5 Mikrometer sind.
Daraus schließt Fennelly unter anderem, dass Krankenhauspersonal grundsätzlich mit Masken ausgestattet sein müssen, die Aerosole filtern können. Außerdem müssen sie Schutzschilde tragen, um ihre Augen zu schützen. Doch seine Erkenntnisse spielen auch eine Rolle außerhalb des Gesundheitssystems. Denn wenn Aerosole wirklich eine wichtigere Rolle bei der Übertragung des Coronavirus spielen als eine Tröpfcheninfektion, ergeben die aktuellen Abstandsregeln keinen Sinn, wenn sich Menschen in einem Innenraum treffen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn nach den Sommerferien die Schulen wieder den normalen Betrieb aufnehmen sollen.
Quelle: n-tv.de